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Der Lagetyp
Der Lagetyp, die Lage des elektrischen Summenvektors der Erregungsausbreitung im Ventrikelmyokard in der Frontalachse, kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden
Abtragen des Summenvektors
Zur Ermittlung des elektrischen Summenvektors kann der Summenvektor in Ableitung I entsprechend der Lage dieser Ableitung im Cabrerakreis nach rechts und der Summenvektor in Ableitung aVf nach unten abgetragen werden.
Am entsprechenden Summenvektor dieser beiden Teilstrecken kann die Herzachse mit dem EKG - Massstab am Cabrerakreis abgelesen werden.
- der Summenvektor in Ableitung I wird in Richtung I (d.h. nach rechts) abgetragen
- der Summenvektor (positiver minus negativer Anteil) in Ableitung aVF wird in Richtung aVF (d.h. nach unten) abgetragen.
Somit wird ein positiver Vektor wird nach unten abgetragen; ein negativer Vektor in aVF bei ÜLL wird demzufolge nach oben abgetragen
- am Cabrerakreis kann der Winkel abgelesen werden
Mit Cabrerakreis
Als zweite Möglichkeit bietet sich die Ermittlung des Lagetyps am Cabrerakreis unter Zuhilfenahme der Tatsache, dass der Gesamtvektor, resp. die Summe des positiven und negativen Ausschlages in der zur Herzlage senkrecht stehenden Ableitung 0 resp. minimal ist.
- Es wird die Ableitung herausgesucht, in der die positiven und negativen Ausschläge möglichst klein (nahezu isoelektrisch) sind, die Herzachse muss senkrecht zu dieser Ableitung liegen.
- Im einem zweiten Schritt wird die im Cabrerakreis senkrecht dazu liegende Ableitung betrachtet und die Richtung (nach unten oder oben) aufgrund der Positivitaet resp. Negativitaet des in dieser Ableitung meist maximal grossen QRS-Komplexes beurteilt.
- Zurück zur Betrachtung der Ableitung mit nahezu gleich hohen positiven und negativen Ausschlägen im QRS-Komplex: die Richtung der Herzachse kann hier bei minimem Überwiegen des positiven oder negativen Ausschlags noch um 5 - 10 ° in die entsprechende Richtung korrigiert werden.
Beispiel:
- die kleinsten und am ehesten isoelektrischen R- und S-Ausschläge finden sich in Ableitung aVL: der Lagevektor liegt ca. senkrecht zur Ableitung aVL, d.h. bei +60° (nach unten) oder bei - 180° (nach oben)
- Der QRS - Vektor ist in Ableitung II (bei 60°) hoch positiv, also zeigt der Vektor in diese Richtung (nach unten)
- da der Summenvektor in aVL leicht negativ ist, liegt die Herzachse auf der negativen Seite d.h. etwas unterhalb der senkrecht stehenden Ableitung II, also bei 65 - 70°
Als weitere Möglichkeit können auch Algorithmentabellen eingesetzt werden, diese (nach dem Muster wenn positiv in Ableitung … und negativ in Ableitung … dann ….-Lagetyp) fordern kein räumliches Vorstellungsvermögen, lassen aber vor allem bei Fehlpolungen der Ableitung Fehlschlüsse zu und können so zu falschen Beurteilungen führen.
Der gefundene Lagetyp kann nun noch mit dem (vom EKG-Gerät) elektronisch ermitteltem Wert verglichen und so gleich eine Qualitätskontrolle der eigenen Beurteilung durchgeführt werden.
Verpolungen einzelner EKG-Ableitungen können hier bei unplausiblen Ergebnissen erkannt werden (wenn beispielsweise bei einer Steillage II, aVf und III alle positiv sein sollten und sich in III ein hoher negativer Vektor findet…)
Der Lagetyp der Vorhofserregung kann mit gleichen Methoden bestimmt werden und liegt üblicherweise im Bereich des Lagetyps der ventriculären Erregungsausbreitung.